counting years

2007 začek-koeppl, Radioarbeit und Intervention im öffentlichen Raum, No Condition is Permanent (kuratiert von Rayelle Niemann), Ammann JOR

das geklaute gehör

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Gegebenheiten – Zum ersten Mal finden in Amman Interventionen im öffentlichen Raum statt, ein Projekt mit Künstlerinnen und Künstlern aus Ägypten, Jordanien, Palästina, dem Libanon und der Schweiz. Während des einmonatigen Aufenthalts arbeiten Köppl/Začek mit dem Künstler Fawzy Emrany aus Gaza, PAL zusammen. Siebzig Prozent der jordanischen Bevölkerung sind palästinensischer Abstammung. Von ihnen wohnen viele – teilweise bereits in der dritten Generation – in dreizehn Flüchtlingslagern, die zu rhizomartigen Städten angewachsen sind. Die ältere Generation lebt mit den Erinnerungen an Palästina, die sie an die Jüngeren weitergibt. Die permanent unsichere politische Situation macht weitsichtige Zukunftsplanungen unmöglich. Al Wahdat ist eines der vier Flüchtlingslager, die 1948 in Amman gebaut wurden. Heute leben dort ca. 50‘000 Menschen. Das Lager Al Baqa‘a entstand 1968 zwanzig Kilometer ausserhalb von Amman. Es zählt heute über 100‘000 Bewohnerinnen und Bewohner.

Räumliche Situation – Im Jahr 2000 wird AmmanNet gegründet, das erste Internetradio in der Arabischen Welt. Es kann seit 2005 auch über Satellit auf 92.4 FM empfangen werden und gilt als erste unabhängige Radiostation im Nahen Osten.

Material und Vorbereitungen – Ein Mikrofon, Kopfhörer und ein Aufnahmegerät. Bewohnerinnen und Bewohner unterschiedlichen Alters und Geschlechts der Flüchtlingslager Al Baqa‘a und Al Wahdat werden von X, Y und Fawzy Emrany aufgefordert, vom eigenen Geburtsjahr an die Jahre soweit wie sie wollen, in die Zukunft zu zählen. Die Stimmen werden aufgenommen, und – dementsprechend wie weit gezählt wurde – sortiert und editiert.

Ablauf – Das geschnittene Audioband wird auf AmmanNet ausgestrahlt. In einer zweiten Version unterlegen X, Y und Fawzy Emrany die Aufnahmen mit der Erkennungsmelodie der Kleinlastwagen, mit denen die Gasverkäufer durch Amman fahren, um Gasflaschen für Kochherde zu verkaufen. Einen Tag lang ist das Band aus den Lautsprechern von zwei Kleinlastwagen auf ihrer Verkaufstour zu hören.

Zwischenzeitliche Folgen – Für die Künstler ist es nicht möglich, mit Frauen direkt Kontakt aufzunehmen. Ein Lehrer lädt sie zu sich nach Hause ein. Dort können sie die Stimme seiner Schwester aufzeichnen, die sich in einem anderen Zimmer verborgen hält. Über private Beziehungen lernen X, Y und Fawzy Emrany eine alte Frau in Al Wahdat kennen, die einen kleinen Kiosk führt, in dem sie auch lebt. Dank ihrer Autorität ist es möglich, dass sich Frauen im Kiosk für Aufnahmen einfinden.

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