metanoia

2011 drei Stücke für das neu gegründete ensemble metanoia, zürich bern basel baden

Das titelgebende Stück METANOIA entstand, als ich bei der Arbeit an einem Hörspiel den Regisseur bat, die Schauspiele*innen auch zwischen den eigentlichen Aufnahmen mitzuschneiden. Mich verblüffte, wie stark sich diese Mitschnitte – was die Sprechrhythmus und Sprachmelodie betrifft – von den eigentlichen Aufnahmen unterscheiden: Die Schauspieler sind entspannter, die Interaktionen subtiler und es entspinnt sich eine äusserst komplexe Mehrstimmigkeit. metanoia basiert auf einer Minute dieser Mitschnitte, in der eigentlich drei verschiedene Gespräche gleichzeitig geführt werden, die zu einem polyphonen Gewebe verschmelzen. Die Frage taucht auf, was das Wort „Metanioa“, welches im Hörspieltext vorkommt, eigentlich bedeute. Es wird herumgerätselt ohne zu einer Lösung zu kommen. Der Ausschnitt endet mit der Regieanweisung: „Es geht gleich weiter.“

Volker Böhm: Elektronik
Silvio Cadotsch: Posaune
Sebastian Hofmann: Schlagzeug
Jörg Köppl: Komposition
Philipp Schaufelberger: Gitarre
Anna Trauffer: Bass, Gesang

mess&math

2006 Kompositionsauftrag Sebastian Hofmann, für schlagzeug und elektronik, verschiedene aufführungen ch

columb 6

Das Stück "mess&math" ist zeitlich durch die Aufnahme eines Gesprächs zwischen Sebastian Hofmann und mir strukturiert. Kurze Ausschnitte dieser Aufzeichnung und gesprochene Texte nach Leo Navratils „Gespräche mit Schizophrenen“ bilden das Ausgangsmaterial. Dabei wurden die Stimmen in Konsonanten und stimmhafte Laute zerlegt und das Schlagzeug so präpariert, dass die einzelnen Konsonanten imitiert werden können. mess&math dreht sich ums gegenseitige Verstehen und ums Verdrehen der gemeinsamen Wirklichkeit. Das Absurde ist der letzte Ausweg, wenn etwas anderes gesagt werden will.

Navratil: Und du magst wirklich überhaupt niemanden?
M: Nein, ich verstehe das gar nicht, die anderen Sprachen.
     

columb 6 tanzt wieder

ensemble metanoia
verschiedene aufführungen

columb 6

"Columb 6" war der Name einer Ziege, die am sogenannten "Ziegenaids" starb. Ich hab ihre Knochen ausgegraben und beim Betrachten ihrer Wirbelsäule fiel mir auf, dass Hals- und Lendenwirbel in ihrer Form sehr verschieden sind, aber die Formveränderungen sukzessiv alle Wirbel durchwandern. Ich montierte sie auf einem Drehtisch und durch ein Stroboskoplicht tritt nun die Metamorphose der Wirbel als eine Art Ballett in Erscheinung, wobei die Frequenz des Stroboskops – wie beim Wagenrad im Film – die Grundbewegung der tanzenden Wirbel bestimmt. Die Lichtblitze werden durch Schläge des Schlagzeugers ausgelöst, der so mittels Tempoänderungen die Choreografie der Wirbel gestaltet.